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Inszenierung

DIE STRINDBERG SONATE

DIE STRINDBERG SONATE

„Es gibt in keiner Literatur eine teuflischere Komödie als seine Eheerfahrungen, als seine Verfallenheit an das Weib und sein Grauen vor ihm, seine heilig monogame Verehrung und Verklärung der Ehe und sein völliges Unvermögen, es darin auszuhalten.“ (Thomas Mann)

Das literarische und künstlerische Schaffen von August Strindberg (1849 – 1912) ist tief geprägt von seiner psychotischen Veranlagung und den gescheiterten Ehen.

„Die Strindberg Sonate“, basierend auf Strindbergs autobiographischen Roman „Plädoyer eines Irren“ und Frida Uhl’s „Lieb’, Leid und Zeit“, durchleuchtet Szenen seiner Ehen mit Siri von Essen und Frida Uhl, als mögliche Impulsgeber für sein Meisterwerk „Fräulein Julie“.

Verrückt, verspielt, leidenschaftlich, extrovertiert – ein Exkurs in die Tiefen der Strindberg’schen Seelenlanschaft.

Es spielen: Simon Frädrich / Bassgitarre, Lennart Katz / Cajon, Lissy Blume / E-Piano, Marie-Charlotte Bonfiglio / Saxophon

Konzept, Regie & Setting: Grete Linz

Premiere: 08.03.2024 20h

Im September und Oktober 2024 spielen wir „Die Strindberg Sonate“ noch beim „Young Theatre Festival“ in Bale, Kroatien und am Nationaltheater in Bukarest, Rumänien.

Das sagt die Presse:

WIE EIN GRAUER FELS AUS DEM BODEN WACHSEND

Mit Studierenden der Freiburger Schauspielschule hat Grete Linz „Die Strindberg Sonate“ erarbeitet. Ein spannendes, musikalisch- schauspielerisches Experiment. Schwarz und Rot sind die vorherrschenden Farben auf der Experimentalbühne im Freiburger  E- Werk. Die Zuschauer sitzen vor einer Spiegelwand, ein paar Sitzgelegenheiten und einem von unten rot beleuchteten Podest. Die vier Darstellenden Simon Frädrich, Lissy Blume, Marie Charlotte Bonfiglio und Lennart Katz hocken vor ihren Instrumenten: einer Bassgitarre, einem E- Piano, einem Saxophon und einer Cajòn. Das Setting könnte eine Musikkneipe sein – aber auch ein anderer Ort mit einer diffusen, von Anfang an energetisch aufgeladenen Atmosphäre.

„Die Strindberg Sonate“ heißt das Stück, das Grete Linz mit Studierenden der Freiburger Schauspielschule erarbeitet hat. Die Regisseurin, Dozentin für Schauspiel Improvisation und Camera Acting, hat es selbst verfasst. Es ist eine Szenenabfolge die auf August Strindbergs autobiografischem Roman „Plädoyer eines Irren“ sowie Frida Uhls Ehememoiren „Lieb, Leid und Zeit“ basiert – und in der Linz sich auf die Suche nach biografischen Motiven für „Fräulein Julie“ macht. Mit dem Theaterstück von 1888, das bis heute gespielt wird, schaffte der schwedische Dramatiker seinen internationalen Durchbruch. Strindberg, der zu Beginn des Stücks „wie ein grauer Fels aus dem Boden wächst“ war ein zerrissener, widersprüchlicher Mensch – wie auch viele seiner erdachten Bühnencharaktere. Linz hat ihn wohl aus diesem Grund doppelt besetzt mit zwei phänotypisch sehr unterschiedlichen Jungschauspielern: Simon Frädrich und Lennart Katz. Ferner hat sie zwei seiner drei Ehefrauen auf die Bühne gestellt Lissy Blume spielt Siri van Essen – die „Maskulinistin mit Freiheitsdrang“ wie es an einer Stelle heißt; Marie-Charlotte Bonfiglio spielt Frida Uhl, die Emanzipierte mit Freiheitsdrang“ Es geht an diesem – am Internationalen Frauentag uraufgeführten – Stück, mit dem die Studierenden im Sommer auch aufinternationale Festspielreise gehen werden, um die Beziehungen des häufig als ‚Frauenhasser“ titulierten Dramatikers. Was bedeutet Liebe für ihn – „beiderseitiger Besitz“? Welchen Stellenwert hat das Begehren – „jetzt, da alles erlaubt ist, lässt die Versuchung nach“? Und wie lassen sich seine Psychosen einordnen, seine Gefühlsschwankungen – von himmlischem Glück bis zum Lebensekel?

Der Abend stellt viele Fragen und lotet in die Tiefe. Auf begrenztem Raum, mit der Unterstützung einer treibenden, rhythmischen Musik und ohne jede Requisite nähern sich die Darstellenden mit ihrem sehr körperlichen und energetischen Spiel glaubwürdig ihren Figuren.Es hilft sicher, wenn man sich schon mal mit Strindberg befasst hat – oder konkret mit der jungen Adeligen Julie, die ihre Ehre verliert, weil sie mit dem Diener Jean schläft. Der Spannungsbogen jedenfalls hält – die Experimentalbühne hat sich ihren Namen ein weiteres Mal verdient.

Heidi Ossenberg, Badische Zeitung, 12.03.2024